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Gemeinsam Ideen verwirklichen

Ein innovatives neues Gerät oder Verfahren unter optimalen Bedingungen zu entwickeln oder zu testen, ist für viele Unternehmen oft schwierig. Auf der anderen Seite fehlt es Universitäten oder Fachhochschulen vielfach an Kontakten und Know-how, die die Wirtschaft mitbringen. In Forschungs- und Entwicklungskooperationen können beide Seiten auf allen Ebenen voneinander profitieren.

Das hat auch das Lübecker Unternehmen LMT Medical Systems GmbH erkannt und arbeitet schon seit Jahren mit den wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen. "Wir sind mit unserem Unternehmen seit der Gründung vor 15 Jahren insgesamt zweimal umgezogen. Wir haben immer darauf geachtet, dass wir in der Nähe der Uni und Fachhochschule bleiben", sagt LMT-Geschäftsführer Torsten Lönneker-Lammers. "Denn kurze Wege sind wichtig, zum Beispiel für die Studenten, die bei uns ein Praktikum machen."

Das Medizintechnikunternehmen stellt einen speziellen Brutkasten (Inkubator) her, mit dem Frühchen, die in der Regel auf den besonderen Schutz eines Brutkastens angewiesen sind und diesen nicht verlassen sollen, direkt in den Magnet-Resonanz-Tomografen (MRT) geschoben werden.

Beim Prozess der Weiterentwicklung und Verbesserung ihrer Geräte arbeiten Lönneker-Lammers und sein Team eng mit der Uni und FH zusammen. So nutzt man die Werkstatt der Fachhochschule für Produktionstests oder arbeitet gemeinsam mit Professoren und Studenten der Uni an Berechnungen. "Es wird uns immer sehr gern geholfen", sagt Torsten Lönneker-Lammers. Dort schätze man die Möglichkeit, Wissen praktisch anwenden und den Studenten Beispiele aus dem realen Leben zeigen zu können, hat er festgestellt.

Ein Faktor, den auch Professor Dr. Uwe Englisch vom Centrum für industrielle Biotechnologie (CIB) der Fachhochschule Lübeck zu schätzen weiß. Dort arbeitet man u.a. mit der CP Kelco Germany GmbH aus Großenbrode zusammen. Das Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern gewinnt Pektine beispielsweise aus Orangenschalen, die der Nahrungsmittelindustrie als Stabilisator dienen.

Für Olaf Winzer, Human Ressources Manager von CP Kelco, ist die Kooperation eine klassische Win-win-Situation. Der Wissenstransfer laufe in beide Richtungen, berichtet Winzer. "Wir sind ein Praxisforum, wo Studenten sehen, wie es in der Industrie läuft." So unternehmen die FH-Studenten regelmäßige Exkursionen ins Werk oder arbeiten hier an Bachelor- oder Masterarbeiten. Doch auch auf anderer Ebene funktioniert die Zusammenarbeit: Für Winzer ist die Arbeit mit den Studenten auch eine gute Mögöichkeit, gut ausgebildete künftige Fachkräfte auf das Unternehmen aufmerksam zu machen. "Wir sind eine Spielwiese für Ingenieure." Gerade steht ein neues Projekt mit der FH Lübeck an.  Dabei geht es um die Reststoffe aus der Pektingewinnung, die bisher zu Viehfutter verarbeitet wurden. "Wir wollen sehen, ob sich mehr Nutzen aus den Resten herausholen lässt. Nachhaltigkeit ist uns wichtig", sagt Winzer.

Für Uwe Englisch vom CIB ist die Zusammenarbeit ein Glücksfall. "Die Umsetzung von Ideen, die wir in die Industrie einbringen können, ist großartig", sagt er. Dabei war der Weg dahin nicht einfach. "Es war schwierig, bei den Betrieben der Lebensmittelindustrie den Fuß in die Tür zu kriegen", sagt er. Doch die Nähe der Hochschulen zu den Betrieben sei ein wichtiger Faktor in der Zusammenarbeit.

Die Nähe zur Uni war auch für die Consideo GmbH, die im Lübecker Hochschulstadtteil sitzt, ein schlagendes Argument. "Hätten wir die Uni nicht, würde es uns so nicht geben", ist sich Consideo-Geschäftsführer Franc Grimm sicher. Die Software-Entwickler beschäftigen sich mit dem Thema vernetztes Denken, ihre Software zur Visualisierung und Analyse von komplexen Zusammenhängen wurde mehrfach mit dem Innovationspreis-IT der Mittelstandsinitiative auf der CeBIT ausgezeichnet.

Kooperiert hat Consideo dabei mit dem Institut für Neuro- und Bioinformatik und dem Institute for Software Engineering and Programming Languages der Uni Lübeck, die nur einen Steinwurf entfernt liegen. Die beiden Institute kennt Grimm sehr gut, denn der Ursprung von Consideo liegt in einem Projekt, das er mit Mitarbeitern der Uni durchgeführt hat. "Wir sind ein Spin-off aus der Uni und haben 2005 den Sprung ins kalte Wasser gewagt", erklärt er.

Die Kooperation mit der Uni sei für Consideo sehr wichtig, sagte Grimm. Zwar sind bei dem Softwareunternehmen auch Entwickler beschäftigt, aber für Grimm ist klar: "Wir können nicht so viel Forschung betreiben. Die Uni ist ein guter Partner, der am Puls der Zeit bleibt." Dafür bringen er und seine acht Kollegen u.a. den Kontakt zur Wirtschaft mit, sind bestens vernetzt. Der Wissenstransfer geht auch hier in beide Richtungen, darüber ist Grimm sehr froh. Er wünscht sich aber auch eine bessere Kooperationen zwischen Unternehmen, ähnlich wie im amerikanischen IT-Mekka Silicon Valley. "Das, was wir hier im Kleinen mit der Uni haben, könnte noch viel besser laufen."

WNO, Ausgabe Dezember 2016

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