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Krampfanfälle diagnostizieren – mit MRT gelingt dies leicht

Krampfanfälle zählen zu den häufigsten Erkrankungen von Frühgeborenen. Es ist wichtig, die genaue Ursache für die Krampfanfälle zu finden. Nur dann kann die geeignete Therapie begonnen werden. Eine Studie zeigt: Mit dem MRT können die Krampfanfälle besser diagnostiziert werden als mit anderen Untersuchungsmethoden.

Typisch für Krampfanfälle bei Neugeborenen sind rhythmische Zuckungen der Arme oder der Beine - wobei diese Zuckungen auch von Körperteil zu Körperteil wandern können. Es können ferner anhaltende Versteifungen einzelner oder mehrerer Muskelgruppen auftreten. Möglich sind des weiteren Augenzittern, Blinzeln, wiederholte Mund- und Schluckbewegungen, Paddelbewegungen der Arme und Strampelbewegungen der Beine. Eine unregelmäßige Atmung bis zum zeitweisen Atemstillstand mit Blausucht kann ebenfalls vorkommen.

Die Anfälle sind Ausdruck unterschiedlicher Hirnfunktionsstörungen und Hirnschädigungen. Frühchen sind häufiger betroffen als Säuglinge, die zeitgemäß zur Welt kommen. Laut Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin und der Gesellschaft für Neuropädiatrie treten Krampfanfälle bei 10 bis 15 pro 1000 Frühgeborenen auf, bei Reifgeborenen nur 1 pro 1000.

Die meisten Krampfanfälle werden durch verletzende Einwirkungen auf das Gehirn ausgelöst. Sauerstoffmangel unter der Geburt zählt zu den häufigsten Ursachen. Möglich sind ferner eine Hirnblutung, Fehlbildungen, Infektionen oder eine Stoffwechselstörung. Es ist wichtig, die genaue Ursache für die Krampfanfälle zu finden. Nur dann kann die geeignete Therapie begonnen werden. Der exakten Diagnose kommt folglich eine große Bedeutung zu, um die Überlebens- und Entwicklungschance der Frühchen zu verbessern.

Wie man Gehirnschäden von Frühchen am besten diagnostiziert – dieser Frage gingen Wissenschaftler der University of California (San Francisco Medical Center) nach. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob man die Ursachen für Krampfanfälle besser im Ultraschall oder Magnetresonanz-Tomografen (MRT) erkennen kann. 236 Frühchen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche auf die Welt kamen, wurden in die Studie aufgenommen. Davon hatten neun Kinder während ihres Krankenhausaufenthaltes Krampfanfälle.

Das Ergebnis: Im MRT zeigten sich bei allen neun Kindern deutliche Auffälligkeiten. Im Ultraschall war nur bei einem einzigen Kind etwas zu erkennen. Fazit der Wissenschaftler: Das MRT ist die beste Untersuchungsmethode, um die Ursachen für Krampfanfälle bei Frühchen zu erkennen. Das Problem: Unreife Frühchen sind in der Regel auf einen Brutkasten angewiesen. Sie dürfen die schützende Atmosphäre des Inkubators nicht verlassen – auch nicht für eine MRT-Untersuchung. Das Lübecker Medizintechnik-Unternehmen LMT Medical Systems GmbH hat einen besonderen Inkubator für Frühchen entwickelt: Mit dem MR Diagnostik Inkubator System nomag® IC können Frühgeborene direkt in den Magnetresonanz-Tomografen geschoben und dort untersucht werden.

Nina Friedrich, LMT-Marketingleiterin in Lübeck: „Das Neugeborene wird bereits auf der Intensivstation von einer fachkundigen Person in der entsprechenden Spule im nomag® IC platziert – der Radiologe braucht es dann nicht mehr umzulagern, sondert fährt lediglich den nomag® IC in den Magneten hinein.“ Während der gesamten Untersuchung liegen die Kleinen geschützt in dem weltweit einzigartigen Inkubator. Der gesamte Körper kann strahlungsfrei gescannt werden. Der nomag® IC ist natürlich mit gängigen MR-Geräten von Siemens, Philips oder General Electric (GE) kompatibel.

Um die richtige Diagnose zu stellen, ist ferner eine Blutuntersuchung notwendig. So können eine Infektion oder Stoffwechselstörung erkannt werden. Eine Untersuchung des Hirnwassers kann ebenfalls notwendig sein. Experten empfehlen manchmal zusätzlich ein EEG, um die Hirnströme aufzuzeichnen. Tritt zum Zeitpunkt der Untersuchung jedoch kein Anfall auf, ist das EEG nicht aussagekräftig.

Frühchen mit Krampfanfällen sollten möglichst schnell behandelt werden, um Hirnschäden zu vermeiden. Das noch am häufigsten angewandte Mittel der ersten Wahl zur Dämpfung der Anfallsbereitschaft ist Phenobarbital, wie der Leitlinie der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin und der Gesellschaft für Neuropädiatrie zu entnehmen ist. Bei ungenügender Wirksamkeit werden Benzodiazepine gegeben. Phenytoin, Lidocain und Levetiracetam kommen ebenfalls in Frage. 

Kurz-Interview mit Prof. Dr. med. Hans Proquitté, Sektionsleiter Neonatologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena

Sind Krampfanfälle bei Frühchen gefährlich?
Prof. Proquitté: Nicht zwangsläufig. Aber sie können gefährlich werden – und zwar, wenn im Rahmen der Krampfanfälle die Herzfrequenz abfällt und dadurch die Sauerstoffsättigung nachlässt. Dann wird die Versorgung des Gewebes beeinträchtigt.

In welchen Fällen kann eine MRT-Untersuchung des Gehirns sinnvoll sein?
Prof. Proquitté: Bei unspezifischen Auffälligkeiten des Frühchens. Im MRT sieht der Arzt, ob zum Beispiel eine Blutung im Gehirn vorliegt. MRT-Bilder sind sehr genau, sodass auch Details wie der Einblutungsherd oder Gewebsirritationen zu erkennen sind. Oft führen wir auch eine diffusionsgewichtete Magnetresonanztomographie, abgekürzt DW-MRI vom englischendiffusion-weighted magnetic resonance imaging, durch.

Was zeigt diese diffusionsgewichtete Magnetresonanztomographie?
Prof. Proquitté: Bei der DW-MRI wird die Diffusionsbewegung von Wassermolekülen im Körpergewebe gemessen und räumlich aufgelöst dargestellt. Diese Untersuchung eignet sich in erster Linie für die Diagnose eines nachhaltigen Hirnschadens nach Sauerstoffmangel bei Geburt, aber auch von Erkrankungen des Gehirns, da man festgestellt hat, dass das Diffusionsverhalten bei einigen Erkrankungen des zentralen Nervensystems charakteristisch verändert ist. Wir können dadurch eine mögliche Prognose für die Frühchen nach geburtsbedingten Sauerstoffmangel geben und Rückschlüsse auf den Verlauf von Nervenbahnen im Gehirn ziehen.

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