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Gefahr der Überbehütung: Frühchen brauchen eine besondere Erziehung

Kein schöner Start ins Leben: Zum Teil kaum über 1000 Gramm schwer, sind Frühchen ihrer neuen Umwelt schutzlos ausgeliefert und können nur mithilfe der Intensivmedizin überleben. Für die Eltern ist die frühe Geburt ihres Babys meist ein Schock: Damit haben sie nicht gerechnet, auf diese Situation sind sie nicht vorbereitet. Noch schlimmer: Eine aktuelle Studie der Universität Warwick in England zeigt, dass die Frühchen auch langfristig privat und beruflich benachteiligt werden. Höchste Zeit, dass sich etwas ändert. 

Angst, immer wieder Angst um das Kind, ist das vorherrschende Gefühl der meisten Eltern von Frühchen. Tatsächlich sind diese Babys sehr klein, äußert zart und extrem empfindlich. Viele Kinder müssen die ersten Lebenstage in einem Inkubator verbringen, der eine wärmende, sterile und schützende Umgebung garantiert. Einige müssen sogar künstlich beatmet werden.

Während die Eltern anfangs die Angst plagt, ihr Kind werde nicht überleben, steht später die Befürchtung im Mittelpunkt, ihr Kind entwickele sich nicht optimal. Die Unsicherheit, welche motorischen oder geistigen Defizite das Kind wohl hat, sorgt dafür, dass diese Angst oft jahrelang anhält.

Das Problem: Es ist zurzeit sehr schwer, den Eltern diese Ängste zu nehmen. Zumal Studien über Frühchen immer wieder bestätigen, dass diese im weiteren Leben tatsächlich oft mit Nachteilen zu kämpfen haben. Eine erst kürzlich, im Jahr 2015 im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte Studie der Universität Warwick in England zeigt: Die zu früh zur Welt gekommenen Studienteilnehmer haben eine eher introvertierte Persönlichkeit. Sie sind häufiger ängstlich und zurückgezogen, weniger offen für Neues und tun sich schwerer, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und zu kommunizieren. Dies sei vor allem auf die Beeinträchtigungen der Gehirnentwicklung zurückzuführen, betonen die britischen Wissenschaftler. Außerdem, so das Team um den Psychologen Dieter Wolke, würden die Kleinen von ihren Eltern oftmals überbehütet. Manche Eltern behandeln ihr zu früh geborenes Kind sogar ein Leben lang wie ein rohes Ei.

Aus Angst, das Kind könnte sich verletzten, wird anfangs jede Bewegung, später jeder Schritt, mit Argusaugen betrachtet. Eine Frühchen-Mutter schilderte vor einiger Zeit in der Zeitschrift „Frühgeborene“ ihre übermäßigen Ängste bezüglich ihrer in der 29. Schwangerschaftswoche geborenen Tochter: „Wenn sie auf dem Spielplatz auf die Rutsche kletterte, dann sah ich sie herunterfallen. Wenn sie mit dem Fahrrad fuhr, sah ich sie stürzen (…) Wenn sie ins Schwimmbad gehen wollte, dann sah ich sie ertrinken.“

Doch so verständlich diese Angst aus Sicht der betroffenen Eltern auch sein mag -  bei der Erziehung von Frühchen ist sie kontraproduktiv. Denn sie führt oft dazu, dass das Frühchen überbehütet wird. Die Folge: Das Kind wird immer ängstlicher und zieht sich immer mehr zurück.

Experten sind sich einig: Frühgeborene brauchen eine besondere Erziehung. Und Eltern sollten daher bei der Erziehung einiges beachten. Fest steht: Den vorzeitigen Start der Kinder unter belastenden Umständen müssen die Eltern als gegeben hinnehmen. Die Eltern können jedoch ihre zu früh geborenen Kinder dabei unterstützen und darin stärken, diese erlebten Belastungen möglichst gut zu bewältigen. Fachleute bezeichnen dies als eine Förderung der „Resilienz“ (Standhaftigkeit).

Die besten Tipps:

  • Es ist wichtig, dass sich die Eltern von Beginn an – schon auf der neonatologischen Station – intensiv um ihr Kind kümmern. Auch wenn anfangs technische Geräte das Überleben der kleinsten Patienten sichern, sind schon zu diesem Zeitpunkt die Gefühle der Eltern das wichtigste für das Kind. Emotionale Zuwendung ist einer der wichtigsten Bausteine bei der Erziehung von Kindern. Das gilt für Frühchen in einem ganz besonderen Maße.
  • Eine Überforderung des Frühchens ist ebenfalls häufig die Folge von anhaltender Angst. Damit das Kind keine Nachteile bei der Entwicklung hat, wird das Kind übermäßig gefördert. In vielen Familien vergeht kein Tag, an dem nicht spezielle Schulungen auf dem Programm stehen. Dies sollte vermieden werden. Nicht jede Aktion muss und sollte unter dem Gesichtspunkt „Frühchen-Förderung“ laufen. Man kann den aktuellen Moment, den Tag einfach auch mal gemeinsam mit dem Kind genießen.
  • Auch ein Frühchen sollte ermutigt werden, öfter etwas Neues zu wagen. Für kleine Kinder kann das schon das Herumturnen auf einem Klettergerüst sein. Für etwas Ältere die Übernachtung bei einem Schulkamerad. Solche Aktionen stärken das Selbstbewusstsein.
  • Frühchen-Eltern haben die Tendenz, dem Kind immer schnell zu Hilfe zu eilen. Vor allem wenn das Kind etwas nicht auf Anhieb gleich schafft. Doch jedes Kind hat eigene Fähigkeiten, in die man Vertrauen haben sollte.
  • Es ist wichtig, dass das Kind auch Kontakte zu anderen Menschen aufbaut und Vertrauen in andere Bezugspersonen hat. So finden die Kinder leichter Freunde und kommen auch im späteren Leben besser zurecht. 
  • Die Familie sollte sich möglichst oft an dem erfreuen, was das Kind schon erreicht und geschafft hat – und nicht immer nur die vielleicht noch nicht erreichten Entwicklungsschritte im Hinterkopf haben.

Frühe Diagnose im MRT kann Angst nehmen

Welche Defizite hat mein Kind? Wie wird es sich weiter entwickeln? Angst und Unsicherheit vieler Frühchen-Eltern sind groß. Dabei könnte schon heute einiges dafür getan werden, um mehr Gewisstheit zu erlangen. Mittlerweise sind detaillierte Untersuchungen des Gehirns von Frühchen möglich – sogar, wenn die Kleinen zart sind, dass sie einen Inkubator nicht verlassen dürfen. Das Medizintechnik-Unternehmen LMT Medical Systems GmbH aus Lübeck hat einen innovativen Brutkasten entwickelt, der für den Einsatz im Magnetresonanz-Tomografen geeignet ist. Mit dem MR Diagnostik Inkubator System nomag IC können Früh- und Neugeborene direkt in den MRT geschoben und dort untersucht werden. Sie liegen während der gesamten Untersuchung in dem weltweit einzigartigen Inkubator. Dank dieses Brutkastens können eventuelle Krankheiten der Frühchen schnell erkannt und zügig behandelt werden. Eine genaue Diagnose und zügige Behandlung reduziert nicht nur die Angst der Eltern, sondern verbessert auf jeden Fall die Entwicklungsmöglichkeit der Frühchen. 

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