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Ein schwieriger Start ins Leben: Tag der Frühchen am 17. November

Deutschlandweit werden jährlich rund 60.000 Kinder zu früh geboren. Tendenz: steigend. Der Internationale Tag des Frühgeborenen am 17. November möchte über die Schwierigkeiten der Frühchen informieren. Viele Kinder leiden ihr Leben lang unter den Spätfolgen der frühen Geburt. Vor allem das noch unreife Gehirn verursacht Probleme. Dabei könnte den Frühchen ein besserer Start ermöglicht werden, wenn eventuelle Krankheiten sofort erkannt und zügig behandelt werden würden. Eine Übersicht über die interessantesten Studien zu dem Thema.

► Frühgeborene haben kognitive Defizite

Im Rahmen der Bayerischen Entwicklungsstudie wurden frühgeborene Kinder zu fünf Zeitpunkten während der ersten neun Lebensjahre untersucht. Es handelt sich um Kinder, die zwischen dem 1. Januar 1985 und 31. März 1986 geboren wurden und innerhalb der ersten zehn Lebenstage in eine Kinderklinik in Südbayern aufgenommen werden mussten. Das Ergebnis: Sehr Frühgeborene hatten mehr als zehnmal häufiger kognitive Defizite als die Babys der Vergleichsgruppe und besondere Probleme bei der ganzheitlichen Informationsverarbeitung. Oft waren mehrere Funktionsbereiche gleichzeitig betroffen (IQ, Lesen, Schreiben, Rechnen, Sprache). Es traten häufiger Aufmerksamkeitsprobleme auf und 22 Prozent der sehr Frühgeborenen besuchten eine Sonderschule.

► Bei geistiger Belastung stoßen frühgeborene Kinder an ihre Grenzen

Psychologen der Ruhr-Universität Bochum und der University of Warwick (GB) überprüften im Jahr 2013 die Beziehung zwischen Schwangerschaftsdauer und Leistung bei unterschiedlicher kognitiver Belastung. Das Forscherteam testete 1326 Kinder im Alter von acht Jahren, die zwischen der 23. und 41. Schwangerschaftswoche zur Welt kamen. Alle Kinder nahmen an einer Reihe von Tests mit unterschiedlicher kognitiver Belastung teil. Das Ergebnis: Je höher die kognitive Belastung und je kürzer die Schwangerschaft, desto größer waren die Defizite. Frühgeborene Kinder waren besonders stark beeinträchtigt, wenn sie vor der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen waren.

► Frühgeborene haben ein erhöhtes ADHS-Risiko

Daten von insgesamt 1.180.616 Kindern werteten Wissenschaftler des Karolinska Institute in Stockholm aus. Ihr Interesse galt dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS). Diese Register-Studie aus dem Jahr 2011 ergab: Bei Kindern, die zwischen der 37. und 38. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren wurden, war das ADHS-Risiko geringfügig, aber dennoch signifikant um den Faktor 1,1 höher als bei Kindern, die zwischen der 39. und 41. SSW geboren wurden. Bei Kindern, die zwischen der 33. und 34. SSW zur Welt gekommen waren, war das ADHS-Risiko um das 1,4-Fache und bei Kindern, die zwischen der 23. und 28. SSW geboren wurden, 2,1-fach erhöht.

► In der Schule ist oft eine spezielle Förderung notwendig

Jill Pell von der Universität Glasgow in Schottland hat 2010 Lernstörungen von Kindern mit dem Gestationsalter bei der Geburt in Beziehung gesetzt. „Lernstörungen“ bedeutet in diesem Fall, dass die Kinder eine spezielle Förderung in der Schule benötigen. Die Wissenschaftlerin wertete dafür Daten von mehr als 400.000 Schülern aus. Das Ergebnis: Frühgeburten sind für 10 Prozent aller Lernstörungen verantwortlich. Schon für Kinder, die in der 33. bis 36. Woche zur Welt kamen, war das Risiko erhöht. Bei einem Geburtsalter von 28 bis 32 Wochen stieg die Wahrscheinlichkeit auf fast das Dreifache (Odds Ratio 2,66) und bei extremen Frühgeburten in der 24. bis 27. Woche sogar auf fast das Siebenfache (Odds Ratio 6,92).

► Frühgeborene haben Entwicklungs- und Verhaltensprobleme

Britische Wissenschaftler haben Nachuntersuchungen mit 219 Frühgeborenen im Alter von sechs und elf Jahren durchgeführt und diese mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Die Frühchen waren im Jahr 1995 geboren worden. Es zeigte sich, dass viele Frühchen unter Entwicklungs- und Verhaltensproblemen leiden. 13 Prozent mussten auf Sonderschulen beschult und 51 Prozent mit Integrationsmaßnahmen versorgt werden. 17 Prozent hatten schwerwiegende Störungen des Zentralnervensystems, motorische Entwicklungsstörungen fanden sich in zehn Prozent.

► Gehirnschäden können im MRT erkannt werden

Wie man Gehirnschäden von Frühchen am besten diagnostizieren kann – dieser Frage gingen Wissenschaftler der University of California (San Francisco Medical Center) im Jahr 2009 nach. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob man die Ursachen für Krampfanfälle besser im Ultraschall oder Magnetresonanz-Tomografen erkennen kann. 236 Frühchen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche auf die Welt kamen, wurden in die Studie aufgenommen. Davon hatten neun Kinder während ihres Krankenhausaufenthaltes Krampfanfälle. Das Ergebnis: Im MRT zeigten sich bei allen neun Kindern deutliche Auffälligkeiten. Im Ultraschall war nur bei einem einzigen Kind etwas zu erkennen. Fazit der Wissenschaftler: Das MRT ist die beste Untersuchungsmethode, um die Ursachen für Krampfanfälle bei Frühchen zu erkennen.

Wissenschaftler und Ärzte sind sich einig: Je eher Krankheiten von Frühchen erkannt werden, desto schneller können sie behandelt werden. Eine frühe Diagnose würde die Entwicklungschancen von vielen Frühchen enorm verbessern.

Bestimmte Krankheiten, darunter vor allem Gehirnschäden, sind nur mithilfe eines Magnetresonanz-Tomografen (MRT) zu diagnostizieren. Röntgen oder Computertomografie wären mit einer großen Strahlenbelastung verbunden.

Das Problem: Unreife Frühchen sind in der Regel auf einen Brutkasten angewiesen. Sie dürfen die schützende Atmosphäre des Inkubators nicht verlassen – auch nicht für eine MRT-Untersuchung. Das Lübecker Medizintechnik-Unternehmen LMT Medical Systems GmbH hat einen besonderen Inkubator für Frühchen entwickelt: Mit dem MR Diagnostik Inkubator System nomag® IC können Frühgeborene direkt in den Magnetresonanz-Tomografen geschoben und dort untersucht werden.

Der nomag® IC wird bisher in vier deutschen Kinderkliniken eingesetzt: Im Universitätsklinikum Jena, im Universitätsklinikum Tübingen, im Universitätsklinikum Essen und in der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Weltweit arbeiten rund 70 Kliniken mit dem nomag® IC. Mehr Infos unter www.lmt-medicalsystems.com

Bereits zum 6. Mal

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet der 17. November als Termin für den Tag des Frühgeborenen ausgewählt wurde: Im November 2008 fand in Rom das erste Europäische Elterngruppentreffen der „European Foundation for the Care of Newborn Infants“ (EFCNI) statt. Der Stiftungsgründer der EFCNI hatte im Dezember 2006 Drillingsfrühchen verloren. Am 17. November 2008 wurde er Vater einer gesund geborenen Tochter. Auf der Suche nach einem geeigneten Termin für den „Tag des Frühgeborenen“ einigten sich die Elterngruppenvertreter schnell auf diesen Tag, der nach so viel Leid dem frischgebackenen Vater hoffentlich endlich Glück bringen sollte.

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